Millionen Jahre Natur zwischen Karlstadt und Gambach
Eine Wanderung durch das Naturschutzgebiet Grainberg-Kalbenstein-Saupurzel an den Ufern des Mains. Genieße den Panoramablick vom Gipfel des Kalbensteins bei einem Ausflug mit der Bahn.
Karlstadt (Main)
6 h
15 km
Mediterrane oder steppenähnliche Lebensräume für seltene Pflanzen und Tiere, dahinter spannende geologische Formationen wie die imposante Wellenkalkwand am Ufer des Mains. Diese mittelschwere Halbtagestour führt durch das Naturschutzgebiet Grainberg-Kalbenstein-Saupurzel, das östlich von Karlstadt beginnt und sich bis nach Gambach ausdehnt.
Ein Höhepunkt dieser Wanderung ist der weite Panoramablick vom Edelweiß über das Maintal. Beim geologischen Lehrpfad erfahren Sie mehr über das, was Sie dort sehen und worauf Sie gehen. Und über den Mastodonsaurus, die größte Amphibienart der Erdgeschichte, der hier gefunden wurde.
Eine Wandertour für Familien und Naturliebhaber
Start- und Endbahnhof
15 km / 6 Stunden
Unser Tipp: Bitte prüfe vor Fahrtantritt Ihre Zugverbindung und die erwartete Auslastung.
Ablaufplan
Tourstart am
Wegbeschreibung
Startpunkt ist der Bahnhof in Karlstadt. Gleich hinter der Unterführung finden Sie die Beschilderung für den Wanderweg K1, der Sie den gesamten Weg über folgen werden.
Sie spazieren durchs östliche Karlstadt und kommen am Flugplatz Karlstadt-Saupurzel vorbei. Am Wochenende und bei guten Wetterverhältnissen können Sie hier den Flugzeugen beim Starten und Landen zusehen.
Sie überqueren die Eußenheimer Straße und befinden sich nun bereits mitten im Naturschutzgebiet Grainberg-Kalbenstein-Saupurzel.
Naturschutzgebiet Grainberg-Kalbenstein-Saupurzel
Das Naturschutzgebiet Grainberg-Kalbenstein-Saupurzel bietet eine der reichhaltigsten Pflanzen- und Tierwelten Bayerns. Östlich von Karlstadt bis nach Gambach erstreckt sich dieses Gebiet, das von unterschiedlichen Lebensräumen und geologischen Formationen geprägt ist, von Muschelkalkbastionen, Buntsandsteinterrassen und Weinbergsmauern.
Klimatisch bedingt bieten die Böden einen Lebensraum, dem nur spezielle Tier- und Pflanzenarten gewachsen sind, darunter viele, die sonst eher in Steppenregionen oder dem mediterranen Raum zu finden sind. Erst 1998 wurde das Karlstadter Steinbrech-Habichtskraut hier entdeckt als eine von fünf endemischen Pflanzen.
Wegbeschreibung
Genießen Sie die naturbelassenen Wanderpfade inmitten dieser einzigartigen Vegetation.
Als Nächstes erreichen Sie das Edelweiß, wo der Blick nicht mehr auf die Flora und Fauna zu Ihren Füßen gerichtet ist, sondern in die Ferne schweifen kann.
Edelweiß
In 300 Metern Höhe über dem Main liegt dieses außergewöhnlich geformte, inoffizielle Gipfelkreuz des Kalbensteins.
Von hier aus geht der Blick weit in das Maintal, über Karlstadt und hinüber zur Karlsburg.
Wegbeschreibung
In nur wenigen Schritten stoßen Sie auf eine Tafel mit der Ziffer 9, die Ihnen Hintergründe zu der Fläche um das Edelweiß erklärt. Sie gehört zu ihrem nächsten Ziel, dem geologischen Lehrpfad, den Sie aber jetzt nicht komplett von hinten aufrollen wollen, denn die Tour führt sie gleich noch an seinen Startpunkt.
Zunächst ist für Sie der Abstieg nach Gambach an der Reihe. Die Strecke führt Sie an der Felswand entlang bergab.
Bald taucht eine kleine Schutz-Hütte auf, hier biegen Sie rechts ab und folgen dem Weg in den Ort. Gambach ist ein altes Winzerdorf und wurde erstmals 1237 urkundlich erwähnt. Es liegt am sogenannten Grenzwinkel des Fränkischen Weinlandes. Sehenswert ist hier vor allem die barocke Kirche St. Bartholomäus, die erst vor wenigen Jahren restauriert wurde.
Nach Ihrem Abstecher ins Winzerdorf Gambach geht es zurück auf den Wanderweg. Biegen Sie nach den Treppen wieder rechts ab und folgen dem Weg, der Sie direkt zum Einstieg in ihr nächstes Ziel führt, zur Tafel 1 des geologischen Lehrpfads.
Ein kleiner Hinweis vorweg: Sie werden dem Lehrpfad bis zu der Stelle folgen, an der Sie eben nach Gambach abgebogen sind. Diesmal halten Sie sich geradeaus, denn Sie wollen nicht wieder zurück zum Edelweiß. Die letzten Tafeln kennen Sie ja schon vom Hinweg.
Geologischer Lehrpfad
Für alle, die mehr über die außergewöhnlichen geologischen Verhältnisse der Region lernen möchten, über hiesige Gesteins- und Saurierarten, bietet der geologische Lehrpfad allerhand Wissenswertes.
Er führt über gut 2 Kilometer und einen Höhenunterschied von 130 Metern durch geologische Aufschlüsse des Trias-Zeitalters, in dem aus Ablagerungen die Buntsandsteine, Muschelkalk und Keuper entstanden. Der Muschelkalk der Mainfränkischen Platten im Südosten trifft an dieser Stelle auf den Buntsandstein des Spessarts und ermöglicht einen umfassenden Einblick in die Erdgeschichte vor 200 bis 250 Millionen Jahren.
Auch zwei urzeitliche Amphibien- beziehungsweise Saurierarten – Mastodonsaurus ingens und Saurichnites gambachensis – wurden hier gefundenen.
Der Mastodonsaurus gehört mit mehr als fünf Metern Länge zu den größten Amphibien der Erdgeschichte. Der am Kalbenstein gefundene Unterkiefer des Mastodonsaurus wird heute in München in der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie gezeigt.
Wegbeschreibung
Zur Erkundung des geologischen Lehrpfades sind Sie den Hinweistafeln mit dem Bild eines Mastodonsaurus gefolgt. Vielleicht haben Sie an der Winzerhütte Rast gemacht und den Blick ins Maintal genossen.
Etwas weiter an der geologischen Grenze zwischen Buntsandstein und Muschelkalk verlassen Sie den geologischen Lehrpfad. Sie orientieren sich wieder an der Beschilderung des K1. Diesmal halten Sie sich rechts unterhalb der Felswand, sodass Sie nicht den gleichen Weg nehmen wie auf dem Hinweg.
Hier finden Sie auch die Gambacher Grotte. Der Gambacher Philipp Mehler gelobte im 1. Weltkrieg, eine Andachtsstätte zu errichten. Von einer Wallfahrt nach Lourdes brachte er die Marienfigur mit und löste sein Versprechen ein. Im Jahr 1958, pünktlich zum 100-jährigen Jubiläum der Marienerscheinungen in Lourdes, errichtete er gemeinsam mit Helfern diese Grotte im ehemaligen Steinbruch an den Weinbergen.
Weiter geradeaus erreichen Sie die Falteshütte. Sie befinden sich jetzt genau unterhalb des Edelweiß. Den Blick von unten die steilen Felsen des Kalbenstein hinauf werden Sie wie zuvor das Maintal-Panorama vom Edelweiß aus noch lange in Erinnerung behalten.
Falteshütte Karlstadt
Die Faltes-Hütte am Kalbenstein unterhalb des Edelweißes gehört zur Würzburger Sektion des Deutschen Alpenvereins und verfügt über einen Klettersteig, den Lenzsteig. Er kann nur mit geeigneter Kletterausrüstung genutzt werden.
Der große Steilhang zwischen dem Grainberg und dem Kalbenstein hat sich durch die erodierende Kraft des Mains während der Eiszeiten in Millionen von Jahren herausgebildet. Der im Bereich des Edelweiß rund 90 Meter mächtige Wellenkalk erhielt seinen Namen durch die zumeist wellige Oberflächenstruktur des Gesteins.
Die imposante, fast alpin anmutende Felswand aus Wellenkalk ist zum überwiegenden Teil im Jahr 1784 durch einen großen Bergsturz entstanden, der mit einem Jahrtausendhochwasser des Mains in Verbindung gebracht wird. Einige weitere Rutschungen sind bis in das Jahr 1975 gemeldet worden. Die besondere Anfälligkeit für Bergstürze hat geologische Ursachen. Es gibt an dieser Stelle große Klüfte im Kalkgestein, die beinahe parallel zum Hang verlaufen, sodass immer wieder Felsteile abbrechen können.
Gemündener Str. 104
97753
Karlstadt
Tourende am
Wegbeschreibung
Die Tour geht weiter geradeaus und Sie folgen wie zuvor der Beschilderung K1, auch ein Stück an der Bahnstrecke entlang, bis zum Bahnhof.
Der liegt übrigens direkt am Rand der Altstadt von Karlstadt.
Vielleicht haben Sie ja Lust, den mittelalterlichen Kern von „Karscht“, wie die Stadt bei den Einheimischen heißt, zu erkunden oder vor Ihrer Abreise noch einen Frankenwein zu trinken?