Das Schweinfurter Oberland erfahren
Heilende Pflanzen, standhafte Pfarrer und findige Industrielle. Auf dieser Radtour erfährst du, was das imposante Schloss Mainberg mit dem berühmten Gentleman-Playboy Gunter Sachs zu tun hat.
Schweinfurt
6 h
56 km
Anspruchsvolle 570 Höhenmeter werden auf dieser E-Bike-Tour gemeistert. Dabei wechseln sich urige, waldreiche Abschnitte mit sanft-hügeligen Feld- und Wiesenlandschaften ab.
Ganz nebenbei lernen Sie auf dieser Tour noch etwas über heilende Pflanzen, fleißige Mönche, standhafte Pfarrer und findige Industrielle. Was das imposante Schloss Mainberg mit dem berühmten Gentleman-Playboy Gunter Sachs zu tun hat, erfahren Sie zum Schluss.
Eine Radtour für Naturliebhaber, Kulturliebhaber und Entdecker
Entspannt anreisen und Leihräder bei den Vermietern vor Ort nutzen. Die Kapazitäten für die Fahrradmitnahme in den Züge sind begrenzt und eine Mitnahme des eigenen Rads kann je nach Auslastung nicht garantiert werden.
Start- und Endbahnhof
Bahnhof Schweinfurt-Mitte
56 km / 6 Stunden
Bahnhof Schweinfurt-Mitte
Unser Tipp: Bitte prüfe vor Fahrtantritt Ihre Zugverbindung und die erwartete Auslastung.
Ablaufplan
Tourstart am Bahnhof Schweinfurt-Mitte
Wegbeschreibung
Fahrradservice Bhf. Schweinfurt-Mitte
Es befinden sich 25 Fahrradstellplätze in unmittelbarer Nähe des Bahnhofes.
Gutermann-Promenade
97421
Schweinfurt
Wegbeschreibung
Vom Bahnhof Schweinfurt-Mitte finden Sie keinen Kilometer entfernt die Tourist-Information Schweinfurt 360°.
Hier können E-Bikes für die Tour ausgeliehen werden. Denken Sie an eine rechtzeitige Reservierung!
Tourist-Information Schweinfurt 360°
Insgesamt 4 E-Bikes des regionalen Herstellers Winora können von April bis Ende Oktober auch außerhalb der Öffnungszeiten bei der Tourist-Information Schweinfurt 360° ausgeliehen werden.
Sie können für einen oder auch mehrere Tage ausgeliehen werden. Das Team der Tourist-Info ermöglicht eine Abholung und Rückgabe nach telefonischer Absprache individuell und flexibel auch außerhalb unserer Öffnungszeiten. Eine Alternative ist die Rückgabe in Radboxen in der Nähe des Museum Georg Schäfer und des Main-Radwegs. Räder werden nur von April bis Oktober vorliehen.
Markt 1
97421
Schweinfurt
Wegbeschreibung
Auf den Sattel und los geht es. Zunächst führt der Weg ungefähr 6 Kilometer am schönen Main entlang.
Der Eingang zum Apothekergarten führt über die Ludwig-Grobe-Straße.
Apothekergarten
Früher war die Natur unsere Apotheke. Wildwachsende Arzneipflanzen gab es überall, und die Landbevölkerung sammelte sie fleißig und stellte Tees und andere altbewährte Hausmittel daraus her. Im Apothekergarten in Schonungen sind in vier Bereichen 140 einheimische Arzneipflanzen zu finden. Manche von ihnen sind vom Aussterben bedroht oder schon ganz aus unserer Landschaft verschwunden. So gut wie alle sind aber heute noch in Gebrauch. Pharmaunternehmen forschen an den Pflanzen und stellen aus ihren Wirkstoffen Tropfen, Salben oder Tabletten her.
Der Arzneipflanzengarten ist nach verschiedenen Leiden gegliedert: Welche Pflanzen helfen bei Problemen mit der Verdauung, dem Kreislauf, bei der Wundbehandlung oder wenn uns etwas an die Nieren geht? Was tun bei Husten oder wenn Leber und Galle Unterstützung brauchen? Übersichtstafeln machen den Besuch im Apothekergarten spannend und lehrreich. Es ist aber auch einfach nur schön und wohltuend, zwischen den Themenbeeten und den Gehölzen und Stauden zu schlendern oder auf einer Bank im Duftgarten die aromatische Luft zu genießen.
Der Apothekergarten ist ganzjährig tagsüber geöffnet. Mit dem hervorragend beschilderten Rundparcours ist er selbsterklärend aufgebaut. Es lohnt sich auch eine Führung in Kombination mit einem Besuch des Apothekenmuseums in Mainberg.
Ludwig-Grobe-Straße
97453
Schonungen
Wegbeschreibung
Ihre Tour wird Sie gegen Ende auch am Kleinen Apothekermuseum in Mainberg vorbeiführen.
So, jetzt geht es aber richtig los! Der Radweg führt durch Schonungen in die hügeligen Waldgebiete Richtung Haßberge hinein. Auf der ersten Etappe windet er sich am Flusslauf der Steinach entlang nach Marktsteinach. Unterwegs sind viele ehemalige Mühlen zu sehen.
Weiter geht es über Abersfeld und durch den Golfplatz Löffelsterz hindurch, dann auf ruhigen und waldreichen Radwegen über Reichmannshausen zum Ellertshäuser See.
Ellertshäuser See
Der Ellertshäuser See rund 20 km nördlich von Schweinfurt ist die einzige Talsperre und mit 33 Hektar der größte Stausee Unterfrankens. Ursprünglich als Wasserspeicher für die Bewässerung der Felder in diesem Teil der fränkischen Trockenplatte angelegt, ist er heute vor allem ein Natur- und Freizeitparadies.
Idyllisch von Wald umgeben, erwärmt sich der See im Sommer auf bis zu 22° Celsius. Dann gibt es Sport und Spaß rund ums nicht allzu kühle Nass: eine große Liegewiese mit angrenzendem Beachvolleyballfeld in Wettkampfdimensionen, einen Sandstrand mit Wassererlebnisspielplatz für kleine und große Kinder, eine Schwimminsel und Plattformen zum Hüpfen und für den Sprung ins Wasser.
Wer mag, kann Tretboot fahren, surfen, paddeln oder tauchen und sich anschließend am Restaurant oder Kiosk mit Seeblick ein kühles Getränk und leckeres Essen gönnen. Der Ellertshäuser See ist aber nicht nur im Sommer eine Reise wert. Er lässt sich zu jeder Jahreszeit barrierefrei umwandern, und der Naturerlebnisweg am Nordufer informiert über die heimische Tier- und Pflanzenwelt.
Wegbeschreibung
Wo heute der Ellertshäuser See ist, gab es früher eine Siedlung.
Schon 1480 wurde das damalige Ellertshausen aber als Wüstung bezeichnet, war also aufgegeben. Vermutlich waren es die Mönche vom Kloster Neustadt am Main, die den Flecken vor tausend Jahren urbar gemacht haben. Sie hatten damals schon eine Niederlassung im nahe gelegenen Altenmünster. Dort geht es jetzt hin.
Fahren Sie einfach zwei Kilometer am Waldrand entlang gen Norden.
Katholische Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt
Der Chorturm der Pfarrkirche entstammt im Kern dem 13. Jahrhundert. Die Pfarrei ist noch älter, sie besteht seit dem 9. Jahrhundert. Die Wurzeln des Orts Altenmünster selbst gehen sogar noch zweihundert Jahre weiter zurück. Er ist aber nicht nur alt, sondern, wie der Name schon sagt, auch ein Münster. Das heißt, er geht auf Ordensleute zurück, die sich hier niederließen und die Besiedlung durch Rodung und Urbarmachung des Bodens vorantrieben.
Ab 1626 war der im 20. Jahrhundert als Märtyrer seliggesprochene Liborius Wagner Pfarrer in Altenmünster. Weil er sich weigerte, dem katholischen Glauben abzuschwören, wurde er im Jahr 1631 auf das nahe gelegene Schloss Meinberg gebracht, wo er nach schlimmsten Qualen starb.
Zu dieser Zeit hatte die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt schon ein Kreuzgewölbe, verfügte über einen Taufstein, ein Sakramentshäuschen und eine kleine Glocke im Turm, war aber in einem schlechten Zustand. Im Jahr 1672 wurde das Langhaus errichtet. Im Laufe der Zeit bekam der Turm ein spitzes Dach im Stil des Würzburger Fürstbischofs und großen Bauherrn Julius Echter.
Neben der frei stehenden Pfarrkirche liegt einer der schönsten historischen Pfarrhöfe in Franken, in dem seinerzeit bereits der selige Liborius Wagner gewohnt hat. Es gehörte früher zur Aufgabe der Pfarrer, das Pfarrgut selbst zu bewirtschaften.
Jedes Jahr am Samstag nach Christi Himmelfahrt pilgern Gläubige, und auch Bischöfe des Bistums, bei einer Sternwallfahrt nach Altenmünster.
Am Dorfbrunnen 4
97488
Stadtlauringen
Wegbeschreibung
Jetzt kann wieder richtig in die Pedale getreten werden. Die Tour führt über Ebenhausen und Hoppachshof, am Weipoltshauser Grund entlang und über Üchtelhausen zurück gen Süden.
Auf dem letzten Abschnitt stoßen Sie mitten in Wäldern, die von den Bayerischen Staatsforsten nachhaltig bewirtschaftet werden, auf das im Jahr 1824 errichtete Jadghaus „Dianenlust“. Von hier geht es bergab nach Mainberg. Am gegenüberliegenden Hang entdecken Sie das gleichnamige Schloss.
Schloss Mainberg
Die Geschichte des Schlosses Mainberg begann mit einem Trutzturm, der im 10. Jahrhundert erbaut wurde und heute noch steht. Als es 1245 erstmals urkundlich erwähnt wurde, hieß das Schloss noch Burg Mainberg und gehörte einem Grafen. Die Herzogin Margarethe von Braunschweig-Wolfenbüttel gab ihm im 15. Jahrhundert seine heutige Form.
Im Bauernkrieg teilweise zerstört, ging der Besitz 1542 von den Grafen an den Bischof von Würzburg über. Nach der Säkularisation, bei der in den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts kirchliche Güter in Bayern enteignet wurden, wechselte das Schloss mehrfach den Besitzer.
Auf die gräflichen und kirchlichen Herren folgten vor allem Industrielle. Den Anfang machte im Jahr 1822 ein Pionier der frühindustriellen Zeit in Bayern, Wilhelm Sattler. Ende der 1820er-Jahre beschäftigte Sattler mit 450 Arbeitern mehr als ein Sechstel der industriellen Arbeiterschaft Unterfrankens. Ihm gehörten unter anderem Fabriken für Stärke und Zucker.
Seine Tapetenfabrik auf Schloss Mainberg war nicht die einzige Produktionsstätte in historischen Mauern, er betrieb auch eine Steingutfabrikation auf Schloss Aschach. Weltweit bekannt wurde er mit dem „Schweinfurter Grün“, einer Farbe, die eine größere Leuchtkraft hat als alles, was man bis dahin kannte. Leider ist sie nicht nur schön, sondern auch giftig.
1915 kaufte Ernst Sachs das Schloss und stellte Kugellager her. Seine Erfindung findet sich heute noch an modernen Fahrrädern: die Torpedo-Freilaufnabe. Eines der reichsten Ehepaare Deutschlands bekam 1932 auf Schloss Mainberg einen Sohn: Gunter Sachs. Er wurde in den 1960er-Jahren zum Jetsetter, zum Playboy und war für ein paar Jahre Ehemann der französischen Filmikone Brigitte Bardot.
Mit dem Verkauf an den dubiosen Haarwasserfabrikanten Wilhelm Heger begannen schwierige Jahre für das Schloss. Der neue Besitzer wurde wegen Betrugs verurteilt, und der Staat versteigerte das Schloss. Die Stadt Schweinfurt ersteigerte es, allerdings ohne Nutzungskonzept, und veräußert es zwanzig Jahre später an einen Bauunternehmer. Der sicherte den Erhalt des sanierungsbedürftigen Schlosses und setzte es mit großem Aufwand instand. Er starb aber mit nur 52 Jahren ohne Nachkommen auf Schloss Mainberg.
Heute ist das Schloss für die Öffentlichkeit gesperrt, es hat sich ein Förderverein gegründet und seit 2017 läuft die Notsicherung des existenzbedrohten Schlosses.
Ernst-Sachs-Straße 6
97453
Schonungen
Tourende am Bahnhof Schweinfurt-Mitte
Wegbeschreibung
Der Erfolg des bedeutenden Schlossbesitzers Wilhelm Sattler wäre ohne seinen Partner, den Apotheker Friedrich Wilhelm Ruß, nicht möglich gewesen, mit dem er an industriellen Herstellungsmethoden für Lebensmittel und Farben forschte.
Wenn Sie eine Besichtigung des ihm gewidmeten Apothekermuseums (Sotierstraße 2, 97453 Schonungen, Tel. 09721 75810) reserviert haben, machen Sie jetzt einen kurzen Abstecher dorthin, bevor es zurück zum Bahnhof geht.
Zum Bahnhof Schweinfurt-Mitte geht es dann wieder zurück entlang des Mains. Vergessen Sie nicht, Ihr Rad noch bei der Tourist-Info wieder abzugeben.